Schöne Blaue Donau
An Pfingsten wagten 17 unerschrockene Frankfurter und Hanauer Ruderer trotz angekündigter 35 Grad Hitze, völliger Unkenntnis der Landessprache und  wie sich herausstellen sollte veraltetem Kartenmaterial die Donau von Ingolstadt bis Deggendorf auf einer Länge von 175 Kilometern zu berudern und so das sagenumwobene Land der Niederbayern zu erkunden. Diese verwegenen Frauen und Männer waren Dagmar Rinke (FRG Nied), Linda Lohfink und Ute Jung (Hanauer RG), Tilly Bachus, Sieglinde Schäfer, Stefanie Fischer, Andreas Hodes und Frank Henning ( FRG Germania), Wolfgang Schildger (Frankfurter Ruderverein) sowie Ulla Richter, Petra Krätsch, Hanno Sonntag, Kai Bansemir, Reinhard Melcher, Robert Daub und Walter Müller (FRG Borussia) unter Leitung ihres erfahrenen Anführers Uli Richter.

So machten sie sich also am 10. 6. nach einer kurzen aber romantischen Nacht unter dem fremden bayrischen Sternenhimmel vom Donau-Ruderclub Ingolstadt aus auf den Weg ins Ungewisse.  Mit Hilfe der drei Vierer Sally, Orca und Ernst Mordhorst wollten sie die fremden Gewässer erkunden, von Land unterstützt und verpflegt durch einen halbtägig wechselnden Landdienst. 

Gleich am ersten Tag war der Donaudurchbruch zu meistern, in dem Stromschnellen und das berüchtigte Weißblech lauern. Nach einer ausgiebigen Stärkung im Kloster Weltenburg mit dem eigens hierfür gebrauten Klosterbier ging es in rasanter Fahrt in die Felsenge.  Lag es nun an der in Weltenburg an Bord genommenen Buggiraffe Viktoria oder am Klosterbier - jedenfalls hatte sich das Steuer der Sally auf mysteriöse Art und Weise verklemmt. Ohne Tilly, die in halsbrecherischer Akrobatik das Steuer in den Stromschnellen befreite, wären wohl Boot und Mannschaft verloren gewesen.
In der folgenden Nacht erholte sich die Mannschaft im Kelheimer Gasthaus zum Schwan, deren Wirtin sich als weltoffene Frau mit Verwandten in Aschaffenburg - also fast in Hessen - entpuppte.

Am nächsten Morgen ging es weiter ins niederbayrische Landesinnere, und es wurde heißer und heißer. Trotzdem ereichten wir, abgekämpft und attackiert von unzähligen Motorbooten, den Regensburger Ruderverein. Hier war Gelegenheit bei einem Picknick und erfrischenden Bad in der Donau neue Kräfte zu sammeln, und sie wurden benötigt. Denn am Nachmittag formierten sich die Motorjachten, teilweise durch Wasserskiläufer verstärkt, zum Großangriff auf unsere Expedition. Tragischerweise (oder war auch das Viktoria ?) ging dann auch noch ein überlebensnotwendiger Piddelhaken über Bord, der glücklicherweise durch Andreas zurückerobert werden konnte. Unter der Walhalla, dem Tempel der eingeborenen Führer und Götter, legten wir schließlich an.

Am nächsten Tag ging es unbehelligt weiter bis zum Straubinger Ruderclub. Doch wie von Geisterhand waren sowohl die Straubinger Schleuse als auch der Ruderclub um 5 Kilometer flussaufwärts verschoben. Man hatte keine Mühe gescheut und eigens einen neuen Kanal angelegt, um uns zu verwirren und in die Irre zu führen. Aber auch dieser Versuch schlug fehl, und wir erreichten sicher unser Nachtquartier, die Straubinger Jugendherberge. Wo es niemand erwartet hätte im abendlichen Biergarten wurden wir von einem Einheimischen (Deckname Walter) angesprochen, der versuchte, uns durch Freibier und hanebüchene Geschichten an der Weiterfahrt zu hindern. Doch auch er scheiterte, und nachdem wir zum Leidwesen unseres Herbergsvaters in den Geburtstag Kais hineingefeiert hatten, ging es am nächsten morgen um 9 Uhr weiter Richtung Deggendorf, dem Ziel unserer Expedition. Von hier aus traten wir nachmittags die Heimreise an in der Gewissheit einen weißen Fleck vom Ruderer-Globus beseitigt zu haben und reich an Eindrücken aus einem fremden Land.

           Walter Müller
 
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Stand 12.07.2006